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N A M I B I A - 2 0 1 4

Die Inspiration für meine Gemälde finde ich in Ländern, die durch unterschiedliche Kulturen geprägt sind und wo Ursprüngliches auf westliche Lebensart stößt. Es geht mir dabei nicht um die Unterschiede – das Verbindende fesselt mich: Glaubenssysteme, der Umgang mit der Natur und den vorhandenen Ressourcen. All das hilft dabei, voneinander zu lernen und miteinander leben zu können. Die Skizzen, Notizen und Fotos meiner Reisen bilden dann in meinem Kölner Atelier die Grundlagen meiner Bildgestaltungen.

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In den letzten zehn Jahren bereiste ich mit meinem Motorrad immer wieder für einige Monate Australien abseits der üblicherweise befahrenen Strecken. Die Erfahrungen mit dem Gespann auf meiner letzten Australien-Tour machten es dringend notwendig, die Fahrwerkskomponenten den hohen Belastungen auf den Naturstrecken anzupassen.

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Für meine bevorstehende Namibia-Reise sollten alle Räder untereinander wechselbar sein, es galt die Gewichtsverteilung zu optimieren und weitere Details am Motorrad zu verbessern. Mit Herbert Weiland hatte ich einen erfahrenen Berater bei der Planung eines völlig neuen Beiwagenrahmens, den ich mithilfe eines 3D-Programms entwickelte und immer wieder durch Weilands Ideen erweiterte, bis schließlich eine Konstruktion herauskam, die sowohl vom Design als auch für den Einsatzzweck stimmig war. Eine Lehre aus Holz, die ich nach den technischen Zeichnungen erstellte, diente als Maß und Formvorgabe für den Bau des Beiwagens.

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Hierfür fertigte Weiland mit viel Aufwand die Rundrohre zu einem exzellent verarbeiteten Rahmen, der exakt den gemeinsam entwickelten Vorgaben entsprach. Da der Hilfsrahmen an meiner 1150 GS einseitig durch die Befestigung des  Beiwagens belastet würde, haben wir ihn für den extremen Einsatz auf Wüstenboden und Buckelpisten optimiert. 

Durch Überarbeitung des Instrumententrägers konnte das neue Windschild und das Navigationssystem in optimaler Reichweite zum Fahrer platziert werden.

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Das Alugepäcksystem ließ ich für meine Zwecke mit Staub- und wasserdichten Deckeln anfertigen und ergänzte es mit BMW-Alukoffern. Ich entwickelte ein System, wodurch das gesamte Gepäck schnell und unkompliziert zugänglich wurde. Eine zusätzliche Aluhalterung zwischen Beiwagen und Hinterrad nimmt die  Gepäckrollen schwerpunktgünstig auf.

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Nun galt es noch, bekannte Schwachstellen zu beseitigen und auf die bevorstehenden Strapazen vorzubereiten. Auf der Motorradmesse in Dortmund sprach ich mit Herbert Schwarz von Touratech über meine Erfahrungen auf australischen Pisten. Bei meiner letzten Reise war die Simmeringdichtung des Beiwagenfederbeins nach kurzer Belastung undicht. Ein neuer Stoßdämpfer, den meine Frau aus Deutschland mitbrachte, hatte nach nur zehn Kilometern denselben Defekt, was leider bewirkte, dass wir mit dem beladenen Gespann nur noch Asphaltstraßen fahren konnten. Wir hatten uns unsere Australienreise doch ein bisschen anders vorgestellt. Herbert Schwarz riet mir – da schon selbst getestet – zu den neuen, von Touratech mitentwickelten Suspension-Federbeinen. Sie gelten derzeit als die Zuverlässigsten

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Die weitere Ausführung übernahm die Firma Touratech Nord (Axel Funke). Nach meiner Aufstellung der Gewichtsverteilung (beladen ca. 700 kg) wurden die Federbeine hergestellt, eine Sinter-Kupplung eingebaut, die Elektronik optimiert und kurz vor der Abreise eine gesamttechnische Prüfung durchgeführt. Für die Bereifung vulkanisierte mir die Firma Immler das pistentaugliche „Hakaa-Profil“ auf neue Karkassen. Endlich konnte das Gespann sechs Wochen vor dem Start in eine eigens für diese Zwecke gebaute Holzkiste verstaut und durch die Hamburger Spedition Andreas Eber nach Namibia – Walvis Bay verschifft werden. Die Spedition kümmerte sich vor Ort absprachegemäß auch um die Zollformalitäten, ich konnte also das Motorrad innerhalb eines halben Tages übernehmen. Nach Abschluss der Reise übernahm die Spedition auch die gesamte Abwicklung des Transportes zurück nach Hamburg. Meine Reise, für die ich sieben Wochen Zeit hatte, führte durch unterschiedliche phantastische Wüstenlandschaften. Ich stieß auf Kulturen mit zum Teil noch sehr ursprünglichen Lebensformen.

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Die erste Etappe meiner insgesamt 7.000 km langen Reise führte mich von Walvis Bay in die Kunene-Region und in einen kleinen Teil von Kaokoveld bis hin zur     angolanischen Grenze. Mir blieb mir nicht viel Zeit, mich erst einmal auf die Fahreigenschaften des 700 kg Gespanns einzustellen. Übergangslos wechselte neu planierter Fahrbahnuntergrund in völlig ausgefahrene Pisten. Pads mit grobem, steinigem Wüstenboden und Granitsand folgten auf feinsandige Abschnitte mit 20 cm tiefen, wagenbreiten Fahrspuren, Streckenabschnitte mit verfestigten Sandwellen (gefüllt mit Flugsand) und kleinen Dünen – Mensch und Maschine wurden auf die äußerste Probe gestellt. Durch das neue Fahrwerkssetup und den Grip des Hakaa-Reifenprofils blieb das Gespann bei angemessener Geschwindigkeit aber immer gut kontrollierbar.

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Bis auf kleine Reparaturen, die durch die materialraubenden Pisten verursacht wurden sowie gelegentliches Reinigen des Luftfilters, konnte ich meine Tour diesmal ohne Probleme genießen und neue, beeindruckende Landschaften erfahren.

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Meine Frau, die ab der zweiten Hälfte der Namibia-Reise begeistert im Enduro-Beiwagen mitfuhr, bemerkte, dass unser Gespann die Schläge der Wellblechpisten mit wesentlich mehr Fahrkomfort und somit rückenfreundlicher absorbierte als der Allrad-Van, den wir für eine Tagestour durch den Etoscha Park buchten.

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Meinen ersten längeren Zwischenstopp legte ich in Opuwo ein. Diese Region mit den hier überwiegend lebenden Herero und Himba, die zumindest teilweise ihre ethnischen Eigenarten und Kultur bis heute bewahren, beeindruckte und faszinierte mich enorm. Auf meinen Erkundungsfahrten in die Umgebung wurde das Gespann von den dort lebenden Menschen neugierig bestaunt. Die Kontaktaufnahme war immer freundlich und ich konnte mich, nachdem ich gefragt hatte, unkompliziert bewegen, fotografieren und zeichne.

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Im Staub auf der Erde sitzend, in Augenhöhe mit den Menschen der verschiedenen Regionen gelang es mir, die landschaftliche und kulturelle Vielfalt und die Erfahrungen und Eindrücke dieses besonderen Landes zu erspüren und mit nach Hause zu nehmen.

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Nun bin ich neugierig und gespannt, was sich aus den Eindrücken und Aufzeichnungen dieser Reise in meinem Kölner Atelier entwickeln wird: eine Symbiose aus den technischen und emotionalen Bruchstücken, dargestellt in einer Fotoshow mit Livemusik, einem Erlebnisbericht oder in Gemälden. Dieser Teil meiner Reise beginnt jetzt und ist genauso spannend und ungewiss wie die zurückliegenden 7.000 Kilometer auf afrikanischem Boden.

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Foto: Claus Knobel - Anne Raatz
Text : Claus Knobel - Carmen Kreinjobst

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